Spitzbergen September 2017

Nördlich des Polarkreises auf über 80° nördlicher Breite. Unterwegs im Reich der Eisbären. Spitzbergen Karte, in Norwegen heißt die Inselgruppe Svalbard. Ein Begriff aus der Wikingerzeit für kalte Küste oder kalter Rand.

Es ist 0:30 Uhr und ich stehe am Flugharfen von Longyearbyen in Spitzbergen. Die Busse die einem zu den einzelnen Hotels bringen stehen bereit. Ich fahre mit bis zum ersten Stopp und steige in meiner ersten Unterkunft Mary-Ann’s Polarrigg aus. Früher waren dies hier Baracken der Minenarbeiter des Kohlebergbaues, heute sind es gemütliche kleine Hotelzimmer. Nur die Dekoration erinnert noch an die Geschichte, was dieses Hotel recht speziell macht und einfach passend ist für so eine Reise.

Viel geschlafen habe ich nicht und nach dem Frühstück mache ich mich auf Longyearbyen zu erkunden. Longyearbyen ist mit ca. 2000 Einwohnern der größte Ort auf Spitzbergen. Gegründet als Bergbausiedlung ist der Ort heute Ausgangspunkt für die meisten die Spitzbergen besuchen wollen. Weit sollte man sich nicht vom Ort entfernen, denn überall können Eisbären auftauchen.

Der nächste Tag begann mit warten, bis unser Expeditionsschiff die MS Origo bereitstand. Am Nachmittag war es soweit, ich konnten an Bord gehen und meine gemütlichen Kabinen beziehen. Nachdem wir den Hafen von Longyearbyen verlassen hatten und zurück blickten verabschiedete uns ein Regenbogen, das war doch schon mal ein schöner Anfang. Als wir den Fjord verlassen hatten, musste ich direkt feststellen, dass ich nicht wirklich Seefest bin. Das Rollen vom Schiff, ein Schwanken in alle Richtungen schlug mir recht schnell auf den Magen.

Es wurde immer heftiger, bis zu 40° neigte sich das Schiff erst auf die eine und dann wieder auf die andere Seite. Das war zu viel und langsam dann auch zu riskant um weiter Richtung Norden zum Packeis zu fahren. Der ursprüngliche Plan wurde abgebrochen und wir änderten den Kurs hinein in die Hinlopenstraße. Dies ist die Meerenge zwischen den beiden größten Inseln von Spitzbergen. Gegen Abend waren wir dann in dieser Meerenge und passierten steile Klippen auf denen viele Vögel im Sommer nisten. Die meisten waren aber schon in Richtung süden unterwegs. Zum ersten Mal konnte ich es dann auch genießen vom Schiff aus die herrliche Landschaft zu bewundern, denn hier war es nicht so stürmisch und das Schiff glitt angenehm ruhig dahin.

Um 3:30 Uhr des folgenden Tages machten wir uns zu unserem ersten Ausflug mit den Zodiacs bereit. Es ging zu einer kleinen Insel, auf der sich einige Walrosse niedergelassen hatten. Ich ging an Land und konnten uns den Tieren relativ nah nähern und einige schöne Bilder machen. Der erhoffte farbige Sonnenaufgang blieb aber leider aus.

Weiter ging es dann durch die Hinlopenstraße. Gegen Mittag herrschte plötzlich Aufregung an Bord. An Land auf einem Geröllfeld wurde der erste Eisbär auf unserer Tour gesichtet. Schnell wurde der Anker geworfen und die Zodiacs zu Wasser gelassen mit denen wir uns langsam der Küste und damit dem Bären nähern konnten. Doch der war von uns nur gelangweilt mehr als mal kurz den Kopf heben und sich ein wenig mal nach rechts oder links bewegen war nicht drin. Für gute Fotos war er auch leider viel zu weit weg. Aber immerhin ich hatte meinen ersten Eisbären in freier Wildbahn gesehen.

Am Ende der Hinlopenstraße erreichten wir Bråsvellbreen bzw. Austfonna ein mächtiger Gletscher, der hier ins Meer ragt. Die Eiswand ist über 130 km lang. Schon auf dem Weg dahin tauchten immer mehr Eisberge auf. Nun war ich auch gefühlt so richtig in der Arktis angekommen. Immer wieder wird die Eiswand durch große Wasserfälle unterbrochen die sich tief in das Eis eingegraben haben.

Es geht wieder in Richtung Norden. Die offene See ist wieder sehr unruhiger und es ist neblig. Als wir das Packeis bei 80° 34’ erreichen wird es ruhiger, das Schiff hört fast vollständig auf zu Schwanken. Kurz darauf erfüllt sich mein großer Wunsch und wir sichten einen Eisbären in seinem natürlichen Lebensraum. Wir haben das große Glück und das Tier nähert sich neugierig unserem Schiff. Ich bin noch völlig begeistert von dieser Situation ein schwer zu beschreibendes Gefühl.

Glücklich eingeschlafen von diesem Erlebnis werde ich plötzlich geweckt. Es ist 4:30 Uhr, “Polar bear” ruft da einer durchs Schiff und klopft an die Türen. Schnell bin ich wach und angezogen und auch schon an Deck. Tatsächlich ein weiterer Bär ist zu sehen. Man tut sich anfangs noch etwas schwer so einen kleinen leicht gelblichen Punkt im weiten Eis auszumachen. Etwas leichter wird es, wenn er sich bewegt. Langsam kommt er näher und springt geschickt über die Eisschollen, betrachtet uns neugierig und zieht dann weiter.

Kaum zu glauben aber gegen Mittag also nur wenige Stunden später entdecken wir schon den nächsten Bären. Etwas kleiner und mit einem wunderschönen Fell dazu haben wir noch tolles Licht. Neugierig schaut er in meine Kamera und streckt mir die Zunge heraus. Doch das sollte noch nicht alles für diesen Tag sein. Wenige Stunde später entdecken wir ein weiteres großes Tier als wir näher kommen sehen wir große Wunden an seiner Seite die aber wohl schon etwas älter sind. Er hält weiteren Abstand zu uns und sucht sich ein windgeschütztes Plätzchen hinter einer Eisscholle, wir ziehen weiter und wollen ihn nicht weiter stören.

Es ist 5 Uhr am morgen am nächsten Tag und wieder dieser Ruf “Polar baer” und das klopfen. Im ersten Moment dachte ich, ich träume noch vom vergangenen Tag, aber nein es war kein Traum. Also schnell rein in die warmen Klamotten und raus. Eisiger Wind pfeift mir um die Nase. Aber was ich dann zu sehen bekam, habe ich mir im Traum nicht zu wünschen gewagt, und lässt den eisigen Wind fast vergessen. Wir fanden tatsächlich eine Mutter mit einem jungen. Das ist wirklich etwas Besonderes. Sie waren erst ein wenig irritiert über unseren Besuch ließen sich dann aber nicht weiter stören.

Leider war es aber auch schon Zeit sich vom Packeis zu verabschieden und wir machten uns auf den Rückweg. Kaum hatten wir das Packeis verlassen, wurde das Schiff auch wieder unruhiger und schwankte heftig. Da war nicht nur ich froh als wir gegen Abend die kleine Insel Karl XII erreichten und es wieder angenehm ruhig auf dem Schiff wurde. Wir warfen Anker und setzten die Zodiacs aus um die Insel aus der Nähe zu umrunden. Die Sonne ging langsam unter und bescherte uns einen tollen Sonnenuntergang. Auf der Insel entdeckten wir zwei Eisbären. Beide waren aber am Schlafen. Der Mond war inzwischen aufgegangen, als einer der beiden sich entschloss an den Strand und ins Wasser zu gehen.

Weiter geht es an der Küste entlang bis in den Liefdefjord. Anfangs lag im Fjord noch Nebel über dem Wasser und zauberte mit der Sonne eine traumhafte Stimmung. Gegen Abend erkundeten wir den Fjord mit den Zodiacs. Eis von glasklar bis blau schimmernd und viele Vögel konnte ich entdecken.

Über Nacht ist unser Schiff weiter in den nächsten Fjord den Raudfjord gefahren. Mit den Zodiacs fuhren wir durch den Fjord und die Umgebung. In einer Bucht trafen wir auf eine Gruppe Robben. Sehr lustige gesellen wie sie so tollpatschig auf den Felsen lagen. Der Tag endete mit einem prächtigen farbigen Sonnenuntergang und der Mond stand dicht über einer schroffen Bergkuppe. Eine wundervolle Abendstimmung.

Nach einer sehr kurzen Nacht ging es schon früh um 4 Uhr wieder mit dem Zodiac raus und an Land. Am Ufer lagen einige Walrosse und diesmal hatten wir auch das Glück, das die Sonne farbig hinter den Tieren aufging und ich diese im Gegenlicht fotografieren konnte. Durch den intensiven Geruch, der einem dabei in die Nase stieg, war ich dann aber auch froh wie wir weiterzogen.

Weiter ging es Richtung Süden mit einem weiteren Abstecher, diesmal in den Lilliehöökfjord. Im Fjord trieb sehr viel Eis vom Lilliehöökbreen, der Gletscher am Ende des Fjords. Der Lilliehöökbreen ist einer der am schnellsten zurückgehenden Gletscher auf Spitzbergen. Ständig knallt es laut und große Stücke vom Gletscher brechen ab und stürzen ins Wasser. Bei einem fantastischen Sonnenuntergang verlassen wir den Gletscher und mit Wehmut steh ich noch lange an Deck unseres Schiffes und betrachte die Landschaft, denn unsere Reise mit dem Schiff geht nun zu Ende.

Da noch Zeit war, machten wir noch einen Abstecher nach Barentsburg. Barentsburg ist eine russische Bergarbeitersiedlung. Hier treffen alte verfallenen Gebäude auf bunte aufgemöbelte Wohnsilos. Dazwischen auch das eine oder andere gut erhaltene alte Gebäude. Eine bunte Mischung und ich fühlte mich beim Betrachten irgendwie verloren und weiß nicht so recht was ich davon halten soll. Eine interessante Vergangenheit die auf eine bunte Gegenwart trifft.

Nach der letzten Nacht an Bord der MS Origo, bereits im Hafen von Longyearbyen, entschied ich mich spontan den Katamaran nach Pyramiden zu nehmen. Pyramiden ist die zweite russische Bergbausiedlung auf Spitzbergen aber weitgehend verlassen. Von ehemals 900 leben nun nur noch 10 Menschen dort. Hier fand ich auch was ich in Barentsburg vermisste. Einen faszinierenden, speziellen, geschichtsträchtigen Ort. Die vielen alten Gebäude sind sehr faszinierend. Vom Schwimmbad über Kino und Sporthalle. Einer großen Kantine und Schule mit Kindergarten war hier alles vorhanden. Nur das Hotel ist noch in Betrieb. Gerne wäre ich hier noch länger geblieben.

Für die nun noch verbleibenden letzten beiden Tage hatte ich mir einen Guide organisiert, mit dem ich die Umgebung von Longyearbyen erkunden konnte. Zuerst ging es nach Bjørndalen. Ein wunderschönes Tal, in dem ich noch ein paar Reste von Wollgras fand und auch ein paar Rentiere. In der Nähe einer der alten Minen, die mir mein Guide zeigte, fand ich ein Schneehuhn, das ich ganz aus der Nähe fotografieren konnte. Ein Polarfuchs, den ich noch entdeckte war leider viel zu weit weg. Der eisige Wind hatte über Nacht Eis an den kleinen Flussläufen entstehen lassen die sich zu kleinen Eisblumen formierten. Neben weiteren Schneehühnern ein paar Weißwangengänse konnte ich noch einen gerade mal 3 Wochen alten Huskywelpen in den Arm nehmen. Und zum Schluss klappte es doch noch und ich konnte Bilder von einem Polarfuchs machen.

Auf dem Rückflug hatte ich dann noch das Glück Polarlichter aus dem Flugzeug zu sehen, auch wenn ich Polarlichter nun schon öfter gesehen habe ist es immer wieder wunderschön. Eine herrliche Reise mit so vielen faszinierenden Erlebnissen und Eindrücken, von denen es noch so viel zu erzählen gäbe, aber für hier soll dies erst mal reichen.

Danke

So eine Reise geht nicht ohne gute Partner. Mein Dank geht an Dionys Moser von fotoreisen.ch für die Organisation der Schiffsreise. An Audun Lie Dahl und Espen Lie Dahl vom wildphoto.com als Guides auf dem Schiff, die so viele Eisbären aufgespürt haben. An die Crew der MS Origo die mich sicher und bestens versorgt an diese tollen Plätze gebracht hat. Danke auch an das Personal von Mary-Ann’s Polarrigg die während und auch schon im Vorfeld meines Aufenthalts mich immer freundlich unterstützt haben. An den letzten beiden Tagen hat mir Thomas Risch von Spitzbergen-Adventures geholfen auch diese beiden Tage noch mit spannenden Erlebnissen zu füllen und mit Misha mir einen ganz tollen und sehr freundlichen Guide an die Seite gestellt der mir die schönsten Flecken rund um Longyearbyen gezeigt hat.

Technik

Meine verwendete Technik, Fujifilm X-T1 und X-T2 mit 100-400 mm f/4,5-5,6, 35 mm f/1.4, 16 mm f/1,4 und 8 mm f/2.8. Gefilmt meist mit meinem Moto Z Play und stabilisiert mit dem Gimbal SPG-C von Feiyu. Mein Copter DJI Spark war leider aufgrund von Temperatur, Wind und Probleme mit der Positionierung kaum zu gebrauchen.